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Als ich im Winter 2021 – inmitten des Corona-Lockdowns – von meiner lieben Ex-Kollegin Tanja Leutschacher gefragt wurde, ob ich denn auch auf Clubhouse sei, musste ich verneinen. Ich hatte ein paar Monate vorher von der neuen Audio-Networking-App zwar schon einmal gehört und vernommen, dass sich dort viele US-Promis wie Ashton Kutcher, Oprah Winfrey oder Jared Leto tummelten. Aber mich dann nie drum gekümmert, bis es dann im Januar 2021 so schien, als ob Clubhouse auch Deutschland im Sturm erobern sollte.

Das erste Wochenende bei Clubhouse…

Zu Beginn als „Invite Only“-App geplant, lud mich Tanja also ein – und ich verbrachte das erste Wochenende mehr oder weniger in der App. Erstes Ziel war zu verstehen, wie Clubhouse funktioniert und mein eigenes Profil anzulegen. Nachdem das erfolgreich erledigt war, ging es dann weiter: Wer ist denn eigentlich da, den ich schon kenne? Welche Themen wurden besprochen? Mit wem würde ich mich gerne einmal vernetzen? Und über welche Themen könnte ich vielleicht etwas berichten?

Ich hatte also relativ schnell eine dreistellige Anzahl von Kontakten auf Clubhouse; Personen, die mir folgten und Personen, denen ich folgte. Die meisten davon Menschen, die eh schon Teil meines Netzwerks waren, mit denen ich über andere Kanäle oder auch persönlich verbunden war – aber ein paar „Neue“ kamen auch hinzu. Die Namen waren leicht zu recherchieren und konnten durch einfachen Klick hinzugefügt werden. Das Clubhouse-Netzwerk wuchs und wuchs. Und zu Beginn hatte ich auch das Gefühl, dass sich dort mehr als nur die „üblichen Verdächtigen“ tummeln. Es wurde über eine Vielzahl von Themen gesprochen – und ein paar Tage nach meiner Anmeldung, hatte Clubhouse auch schon seinen ersten Skandal in Deutschland, der zusätzliche Publicity und User brachte. Das „Ramelow Gate“ bestätigte, was ich – zu Beginn – vermutet hatte: Die User sind auf Clubhouse authentischer als auf anderen sozialen Medien, in denen die Kommunikation über das geschriebene Wort oder nur das Bild läuft. Es gibt weniger Shitstorms und Angriffe, wenn die Kommunikation auditiv stattfindet.

Unter Promis….

Zahlreiche deutsche Promis aus Kultur, Unterhaltung, Wirtschaft wie auch anerkannte Journalisten waren präsent – nein, nicht nur das: Sie waren aktiv. Für mich war das ein entscheidender Unterschied zu vielen anderen Plattformen: Wenn ich wollte, konnte ich in die Diskussion einsteigen und wenn ich Glück hatte, wurde ich auch „auf die Bühne geholt“. Aufgrund der schnellen Einrichtung von „Rooms“ gab es sehr viele aktuelle Themen. Ich kann mich noch gut an einen sehr unterhaltsamen Abend erinnern, an dem parallel zur ProSieben-Show „Wer stiehlt mir die Show?“ ein Clubhouse-Room geöffnet war und die Geschehnisse auf dem TV-Bildschirm in Echtzeit von den Beteiligten kommentiert wurden.

Auch ich ertappte mich dabei, mir den Screenshot von der ein oder anderen Session in der ich aktiv war zu speichern… ich bin ja schließlich nicht jeden Tag in einem „Raum“ mit Elyas M’Barek und das war ja schon irgendwie witzig… und so fanden er und Joko sich neben anderen persönlichen Kontakten von mir auf dieser Clubhouse-Room-Liste… man ist ja gerne in „guter Gesellschaft“!

Beruflicher Austausch in Rooms…

Doch nicht nur zum Fun war ich auf Clubhouse aktiv, es gab auch durchaus Themen, die mich beruflich interessierten, wie zB die Zukunft der Event-Branche und welche Möglichkeiten sich durch die Luca-App in Zeiten des Corona-Lockdowns ergaben. Auch hierzu gab es interessante Gesprächsrunden, die ins Leben gerufen wurden. Die Schnelligkeit und die Notification-Funktion der App sind für mich – verbunden mit der einfachen Diskussions-Funktion – entscheidende Vorteile, um aktuelle Infos nicht nur sofort nach Erscheinen zu erhalten, sondern auch direkt verschiedene Meinungen oder Sichtweisen dazu zu hören.

Hervorzuheben ist meiner Meinung auch die Einfachheit der Kommunikation. Auch wenn wir alle zwischenzeitlich viele Monate im Home Office, in Sessions auf Zoom, MS Teams, Google MeetUps, Webex oder sonstigen Tools verbracht hatten: Bei Clubhouse kann ich mich auch einschalten, wenn ich im Schlabberlook auf der Couch liege… einfacher geht’s ja kaum. Und technische Probleme hat es in meinen Rooms oder Sessions auch nie gegeben.

Nach einiger Zeit merkte ich bei mir allerdings eine gewisse „Clubhouse-Müdigkeit“. So spannend es zu Beginn gewesen war, so oft ich nachschaute, wer sich neu registriert hatte, so schnell verlor ich auch das Interesse. Ja, ich konnte mich an allen Diskussionen beteiligen – aber wollte ich das auch? Und wollte ich noch eine weitere App haben, die ich regelmäßig checken und nutzen soll? Ach, ich weiß nicht. Und ich glaube, es ging nicht nur mir so… sondern Vielen. Denn zahlreiche meiner Kontakte, die im 1. und 2. Quartal teilweise mit regelmäßigen Sessions zu ihren Expertenthemen gestartet waren, um Clubhouse als Kommunikationskanal und zur Positionierung zu nutzen, wurden wieder stiller.

Und wie geht’s weiter mit Clubhouse?

Die Macher von Clubhouse setzten in den letzten Wochen stark auf Expansion, wie sie in ihren regelmäßigen Town Halls berichten (zu denen man als User übrigens Fragen einreichen kann). Mittlerweile ist auch Nicht-Apple-Nutzern der Zugang möglich und Anfang August hatte sich dann auch das Thema „Invite Only“ erledigt und Clubhouse änderte seine Positionierung. Zu Lasten des „Exklusivitätsfaktors“ ist es jetzt nichts „Besonderes“ mehr, dort Mitglied zu sein.

Nachdem die Downloadzahlen sowie die Anzahl der Rooms im 2. Quartal 2021 zurück gingen, ist jetzt – durch die Öffnung der App – wieder ein deutliches Wachstum zu verzeichnen.  Auch die Entwicklung zahlreicher Konkurrenzprodukte auf etablierten Plattformen mag sicher zwischenzeitlich zu User-Shifts geführt haben, so dass die neue Wachstumsstrategie notwendig war, um die Gruppe der hinter Clubhouse stehenden Investoren bei Laune zu halten. (https://onlinemarketing.de/unternehmensnews/clubhouse-anstieg-downloads)

Auch die Datenschutz-Diskussionen reißen nicht ab… immer wieder berichtet die Presse über Data Leaks, von Telefonnummern die angeblich jetzt im Dark Net kursieren. Aber viele scheint das dann doch nicht so entscheidend zu stören.

OK… just another app to use?

Ihr merkt schon: Bei mir ist der Clubhouse-Hype vorbei. Und das schon nach sehr kurzer Zeit. Vielleicht war es in der Corona-Zeit einfach ein schönes neues und sehr einfaches Tool, das ich gerne zusätzlich genutzt habe. Doch seitdem Networking auch wieder auf anderen Wegen möglich ist – insb. natürlich im Real Life – hat sich meine Begeisterung extrem abgekühlt. Bin gespannt, wie sich Clubhouse weiter entwickelt. Die Anzahl meiner Follower  in der App ist konstant geblieben, doch wenn ich mich heute einlogge treffe ich lang nicht mehr so viele Personen aus meinem engeren Netzwerk dort.

Mein Fazit:

Clubhouse hat es ohne Zweifel Anfang 2021 in Deutschland geschafft, in kürzester Zeit einen Hype zu generieren und viele User in den Bann zu ziehen. Das weltweite Wachstum geht weiter, allerdings wird es dadurch für aktive User auch immer schwieriger, relevante Themen zu finden bzw. sich selbst dort zu positionieren und Zuhörer zu erreichen. Clubhouse wirbt mit „The magic of Clubhouse is witnessing the most unlikely collisions of people“ – mal sehen, wie sich die Magie in Zukunft entwickelt.

Must Have für:

  • Zu Beginn des Jahres 2021 sicher für Trendsetter unter den Networkern, die auf dem neuesten Stand sein und den Hype nicht verpassen wollten
  • Spezialisten für Themen, für die es woanders keine eigenen Plattformen bzw. Rooms gibt
  • Neugierige, die immer mal wieder checken wollen, welcher neue hippe US-Trendsetter sich denn aktuell hinter dem Clubhouse-App-Icon versteckt

Nice to Have für:

  • Aktive Networker, die genug Zeit haben, einen weiteren Channel in ihr Social Media Portfolio aufzunehmen und zu bespielen

ÜBER CLUBHOUSE:

Clubhouse wurde im April 2020 von der Alpha Exploration Co veröffentlicht und ist ein soziales Network, das auf Voice basiert. Menschen aus der ganzen Welt können auf Clubhouse miteinander reden, sich zuhören und voneinander lernen – in Real-Time.

https://www.joinclubhouse.com